Samische Tradition in den Bühnenvorhang eingewebt
Die Vision für den Vorhang war es, samisches Traditionswissen und Spiritualität in einem zeitgenössischen Kontext darzustellen. Photo: Monica Milch Gebhardt.
Der Vorhang nahm eine zentrale Rolle ein, als das Samische Nationaltheater Beaivváš ein neues Gewand erhielt. Ziel war es, das Wissen und die Spiritualität der samischen Tradition in einem zeitgenössischen Kontext darzustellen. Das Werk wurde von der Künstlerin Máret Ánne Sara geschaffen, die ihre Inspiration aus der Fettmembran von Rentieren schöpfte – einem Symbol mit tiefen Wurzeln in der samischen Kultur. Auf dieser Reise war Big Image mit dabei.
Ursprünglich war ein traditioneller, seitlich aufgehängter Vorhang geplant, doch nach mehreren Diskussionen entschied man sich für eine Hebekonstruktion. Photo: Monica Milch Gebhardt.
In der samischen Kultur sind Kunst, Tradition und Handwerk eng miteinander verbunden
Der Stolz auf das samische Erbe ist ein tragender Bestandteil der samischen Identität – etwas, das sich im neuen Gebäude Čoarvemátta in Kautokeino widerspiegeln sollte. Hier teilen sich das Samische Nationaltheater Beaivváš und die „Samisk videregående skole og reindriftsskole“ (Samische weiterführende Schule und Rentierzucht-Schule) ein gemeinsames Dach. Die Theaterbühne wurde das Herzstück des Gebäudes, ein Ort, an dem Kunst und Bildung aufeinandertreffen. Das verbindende Thema: das Rentier.
Ein Vorhang, der das samische Erbe und die Kultur verkörpert
Das Kunstprojekt wurde von Monica Milch Gebhardt, Kuratorin bei KORO (Kunst im öffentlichen Raum, Norwegen), geleitet. Bereits früh erkannte KORO den Vorhang als einen wichtigen Bestandteil der künstlerischen Gestaltung des Gebäudes – und als eine Möglichkeit, das samische Kunsthandwerk zu würdigen. Gleichzeitig musste er funktionalen und vielseitigen Anforderungen gerecht werden.
Da das Theater relativ klein ist, durfte der Vorhang nicht zu viel Platz einnehmen. Zudem musste er lichtundurchlässig sein und verschiedene Beleuchtungsmöglichkeiten zulassen, um unterschiedliche Stimmungen zu erzeugen. Die Schaffung eines Kunstwerks in Form eines Vorhangs war jedoch eine neue Erfahrung für die Beteiligten, weshalb sie jemanden suchten, der sowohl technisches als auch künstlerisches Know-how mitbrachte. So wandten sie sich an Big Image, erzählt Monica Milch Gebhardt:
Der Vorhang ist ein echtes Statement – man kann ihn nicht übersehen, und er ist ein essenzieller Bestandteil des Erlebnisses, das man hier mitnimmt. Big Image hat in jeder Hinsicht überzeugt, mit hoher Fachkompetenz gearbeitet und uns während des gesamten Prozesses zuverlässig beraten.
Das Gebäude erhielt den Namen Čoarvemátta nach dem innersten Ring des Rentiergeweihs – dem Ringkranz. Dieser Teil des Geweihs symbolisiert Stärke und repräsentiert, dass zwei Teile zu einer Einheit verbunden sind. Photo: Lars Petter Pettersen, Snøhetta/Statsbygg.
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Das Rentier erzählt die Geschichte
Die Rentierzucht ist einer der zentralsten Bestandteile der samischen Kultur – eine jahrhundertealte Tradition. Vom Rentier bezogen die Samen Nahrung, Wärme und Materialien für Alltagsgegenstände, Kunst und Schmuck.
Auch in Máret Ánne Saras Werk spielt das Rentier eine zentrale Rolle. Sie gab ihm den Namen Gapmu – das samische Wort für „Bauchgefühl“. Die Künstlerin wuchs selbst in einer Rentierzüchterfamilie in Kautokeino auf und ist bekannt für ihr politisches Engagement und ihre persönliche Stilistik. Als Motiv wählte sie die Fettmembran eines Rentiers. Durch digitale Bearbeitung wurde das Muster vergrößert – und in den Konturen des Bildes kann man eine spirituelle Figur aus der samischen Mythologie erahnen.
Monica Milch Gebhardt beschreibt das Werk als eine Verkörperung des Vorhangs, eine Hommage an samisches Wissen und die tief verwurzelte Beziehung zwischen Mensch und Natur.
Materialwahl und technische Herausforderungen
Ursprünglich war ein traditioneller, seitlich aufgehängter Vorhang geplant, doch im Laufe der Arbeit entschied man sich für eine Hebekonstruktion als bessere Alternative. Big Image erstellte Skizzen, Prototypen und testete verschiedene Materialien, bevor die Wahl schließlich auf Baumwolle fiel. Dieses bewährte Material aus der Theaterwelt hat einen natürlichen Fall, der dem Vorhang eine weiche und fließende Drapierung verleiht. Außerdem konnte der Vorhang so in einem einzigen Stück – völlig nahtlos – gedruckt werden.
Bei einem Vor-Ort-Besuch spürte die Künstlerin, dass noch etwas fehlte. Um dem Motiv zusätzliche Tiefe zu verleihen, fügte sie Fransen hinzu, die sie von Hand annähte – eine Hommage an die duodji-Tradition, das samische Wort für Kunsthandwerk.
Der Besuch war entscheidend für das Endergebnis. Er bot die Möglichkeit, den Vorhang mit Licht zu testen und letzte Farbkorrekturen vorzunehmen, um die gewünschte Atmosphäre zu schaffen und das Werk perfekt an das Gebäude anzupassen. Das Resultat ist ein Vorhang, der weit mehr als nur eine visuelle Erfahrung vermittelt – er trägt eine Geschichte, eine Tradition und ein Erbe in sich.
Big Image erstellte Skizzen und Prototypen und testete verschiedene Materialien.
Handgenähte Fransen verliehen dem Motiv Kontrast und Tiefe – zugleich eine Hommage an die samische duodji-Tradition.